Burnout

Der Begriff Burnout erscheint zum ersten Mal 1960 im Roman des Schriftstellers Graham Greene “A Burn-Out Case”: der Autor schildert das Leben eines außerordentlich erfolgreichen Architekten, der ohne Vorwarnung seinen Beruf aufgibt und in ein Dorf im Kongo flüchtet, wo er schliesslich umkommt. Dieses plötzliche Aussteigen ist sehr typisch für Burnout, vor allem, wenn die betroffenen alle Vorzeichen Monate lang, oder noch länger,  ignoriert haben. Ein plötzlicher Nervenzusammenbruch, eine unüberwindbare Müdigkeit bzw. Erschöpfung können auch deutliche Hinweise auf ein Burnout sein.

Burnout ist mit der Welt der Arbeit verbunden
Erst  1975 publizierten der amerikanische Psychiater Herbert Freudenberger und 1976 die Sozialpsychologin Christina Maslach (University of California)  die ersten Studien über das Burnout-Syndrom. Sie beschrieben es als Reaktion auf chronische Stressoren im Beruf. Historisch wurde das Burnout zuerst bei Menschen entdeckt und beobachtet, die mit Patienten arbeiteten (Krankenpfleger, Ärzte, usw.). Maslach betont in ihrem Buch The Truth about Burnout (1997) , dass Burnout nicht das Problem einer unfähigen Person, sondern des Arbeitsplatzes ist. Die neuste Entwicklung der globalen Wirtschaft hat zu einer grossen Verunsicherung des Arbeitnehmers, einer Abnahme der Gruppensolidarität im Arbeitsteam und extremen Sparmassnahmen geführt. Die letzteren verlangen vom Arbeiter für den gleichen Lohn immer mehr Leistung. Die kreative Eigeninitiative wird nicht mehr begrüsst. Durch den Konkurrenzdruck (Globalisierung) wird immer mehr kurzfristig gedacht. Sinnlose Entscheidungen werden oft dilettantisch von „oben“ getroffen, ohne dass die betroffenen Angestellten konsultiert werden. Diese fühlen sich ausgeschlossen, ohnmächtig und nicht mehr ernst genommen.

Symptomatik des Burnout-Syndroms
Maslach beschreibt drei Hauptsymptome:

1) eine überwältigende Erschöpfung (overwhelming exhaustion)

(2) Gefühle des Zynismus und der Distanziertheit (detachment)

(3) ein Gefühl der Wirkungslosigkeit (inefficacy – wegen mangelnder Ressourcen) und verminderter Leistungsfähigkeit.

Burnout im ICD-10 (WHO-Version 2011).
Burnout erscheint in der Kategorie Z73 (Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung) unter  Z73.0 als Ausgebranntsein (Burn-out, Zustand der totalen Erschöpfung) ohne Kommentar zitiert. Nach dieser Einstufung ist Burnout eine Rahmen- oder Zusatzdiagnose und keine volle anerkannte Diagnose. In der Schweiz bekommen Patienten mit einer Burn-out Diagnose oft keine oder höchstens eine partielle Invalidität.

Differentialdiagnose
Eine richtige Diagnose ist sehr wichtig, einerseits für die Auseinandersetzung mit den Kranken- und Arbeitskassen, anderseits um die optimale Therapie zu bestimmen. Wir müssen das Burnout-Syndrom von anderen Pathologien unterscheiden, die oft gemeinsame Symptome aufweisen. Folgende Pathologien kommen in Frage:

Therapie des Burnouts
Schon das Wort Therapie könnte man tendenziös finden, als ob  Burnout nur eine individuelle Symptomatik und  keine Problematik des Arbeitskontextes wäre. Leider ist uns Therapeuten oft die Hände gebunden, insofern dass wir weder sozial noch politisch die notwendige Kompetenz (oder Interesse?) haben, um richtig zu handeln. Manche Case Manager können viel bewegen, andere scheinen passiv oder resigniert. Da die Zeit drängt, ist oft eine Krankschreibung die erste Massnahme, die vom Arzt getroffen wird. Diese Auszeit ist meistens komplett und dauert Monate. Laut neuen Statistiken ist der Stress am Arbeitsplatz verantwortlich für 50-60% der Absenzen; er kostet die US Firmen 300 Milliarden pro Jahr, 20 Milliarden in der EU, 2 Milliarden in Frankreich (Patrick Légeron, in Burnout, 2011). Burnout verursacht lange Invaliditäten. Nicht alle Leute erholen sich. Darum ist dieses Phänomen, das epidemisch zuzunehmen scheint, sehr ernst zu nehmen. Warum schreiben denn die Zeitungen immer noch: Burnout, eine Modekrankheit? Hätte man im Mittelalter gesagt: die Peste, ach, eine Modekrankheit?

Literatur
Die Wahrheit über Burnout: Stress am Arbeitsplatz und was Sie dagegen tun können : von Christina Maslach, Michael P. Leiter und B. Lidauer (Taschenbuch – 17. Mai 2001)

Links
http://de.wikipedia.org/wiki/Burnout-Syndrom

http://www.netdoktor.at/health_center/burnout/verlauf.shtml

http://www.das-burnout-syndrom.de Enthält unter anderem interessante Geschichten : Patientenfälle und Burn-out in der Literatur (Goethe, Hermann Hess, Thomas Mann).

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